„Ein Haus wie ein Konzertflügel!“ – Einfamilienhaus in Spelle

Die 10.000 Einwohner zählende Gemeinde Spelle liegt im Süden des Emslandes in direkter Nähe zur Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen. Die Bebauung des Ortes wird geprägt durch freistehende Siedlungshäuser aus verschiedenen Jahrzehnten, das Zentrum wird durch das Rathaus mit angrenzenden Geschäften sowie den Markelo Platz markiert. Ziemlich aus der Reihe fällt in diesem Umfeld die weiß verklinkerte Villa Davydov in der Walter-Scheel-Straße. Für neugierige Blicke sorgt insbesondere die nach Südwesten zur Straße hin orientierte Gartenansicht, die durch die Architekten optisch als doppelt geschwungene S-Kurve ausgebildet wurde: „Im Ergebnis wirkt das Haus damit wie ein übergroßer Konzertflügel“, beschreibt Architektin Stephanie Löning vom vor Ort ansässigen Büro B-Werk Architekten den überraschenden Eindruck.

Fließender Übergang

Als Initialzündung und Ideengeber für den Entwurf fungierte der 2019 direkt nebenan ebenfalls durch B-Werk Architekten fertiggestellte Neubau der Kita An der Bahn. Denn ausgehend von der elegant abgerundeten Eingangsfront und der hellen sandfarbenen Klinkerarchitektur der Kita wünschten sich die Besitzer, dass runde Formen ihr Haus ebenfalls prägen sollten.

„Geschwungene Wände sind manchmal mit Kompromissen in der Nutzung verbunden“, erklärt Architekt und Büropartner Jürgen Schwegmann. „Deshalb haben wir hier gemeinsam entscheiden, den eigentlichen Baukörper ganz herkömmlich in geometrischen Formen umzusetzen und lediglich die beiden Vordächer geschwungen auszubilden.“ Im Erdgeschoss ermöglicht die abgerundete Auskragung einen fließenden Übergang zwischen offenem Wohnzimmer und Garten und sorgt außerdem für eine ausreichende Verschattung. Die deutlich zurückspringende Front im Obergeschoss löst die Zweigeschossigkeit dynamisch auf und schafft angenehme Proportionen. Deutlich zurückhaltender präsentiert sich demgegenüber die Ansicht nach Norden, die konventionell in orthogonalen Formen gestaltet ist, „um dem Haus einen Rücken zu geben und eine klare Raumkante zum Kita-Grundstück zu schaffen“, wie die Architekten erklären.

Strahlend weiße Klinkerarchitektur

Betont wird die ungewöhnliche Gebäudefigur durch die strahlend weißen Klinkerfassaden: „Das Material hat sich eigentlich von selbst ergeben, weil den Bauherrn ein edles weißes Haus ohne großen Pflegeaufwand vorschwebte“, blickt Stephanie Löning zurück. Bei der Suche nach einem geeigneten Stein fiel die Wahl der Bauherrn schließlich auf den Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß glatt im Normalformat: „Die Steine haben uns nicht nur aufgrund ihrer glatten und homogenen Oberfläche überzeugt, sie haben auch eine niedrige Wasseraufnahme und sind damit extrem widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse, so dass das strahlende Weiß lange erhalten bleibt.“ Um die verschiedenen Fassadenrundungen schnell und sicher auszubilden, wurden auch Ziegelfertigteile eingesetzt.

Unterstrichen wird der elegant-dynamische Fassadeneindruck durch eine Verarbeitung der Steine mit einer hellgrauen, fast weißen Verfugung. Im Zusammenspiel mit den schlank profilierten Fenstern aus Aluminium und den warmen Holzverkleidungen ist den Architekten ein zeitlos schönes Haus gelungen, das auffällt ohne anzuecken und das sich mit einer betont offenen Geste harmonisch in sein Umfeld einfügt.

Planung: B-WERK architekten GmbH, Spelle