Antwerpen (BE): Strahlend weißer „Lichtturm“
Photo © RöbenDas in unmittelbarer Nähe zum Hafen von Antwerpen errichtete, von awg architecten geplante Wohnhochhaus „Lichttoren“ („Lichtturm“) stellt auf 22 Ebenen insgesamt 147 Appartements zur Verfügung. Die schmalen, geschosshohen Fenster in den elegant gestalteten, hellen Klinkerfassaden ermöglichen den Bewohnern eine weite Aussicht über den Hafen und die Stadt.
Landmarke in unmittelbarer Nähe zum Hafen
Die flämische Metropole Antwerpen besitzt nach Rotterdam den zweigrößten Containerhafen in Europa. Nachdem der größte Teil der Aktivitäten in den vergangenen Jahrzehnten in weiter nördlich gelegene Hafenanlagen umgesiedelt worden war, lag das historische Hafenterrain ähnlich wie in vielen anderen Hafenstädten lange Zeit brach. Inzwischen ist entlang dieser alten Hafenmolen ein modernes Büro- und Wohnviertel entstanden. Unmittelbar angrenzend an dieses Areal wird auf einem ehemaligen Bahngelände seit einigen Jahren das Quartier „Spoor Nord“ entwickelt, das unter anderem ein neues Krankenhaus, einen neuen Yachthafen sowie zwei Hochschulen vorsieht. Einen markanten städtebaulichen Akzent setzen außerdem die vier Hochhausprojekte „Lichttoren“, „Parktoren“, „Londen Tower“ und „Noordster“, die eine imposante Skyline an der Kreuzung Norderlaan / Londenstraat schaffen.
Video: "Lichttoren"-Architekt Jan Verrelst
Lebendige Fassadengestaltung
Der 70 Meter hohe „Lichtturm“ überzeugt insbesondere durch seine hellen Klinkerfassaden mit ihren schmalen geschosshohen Fenstern. Zusätzliche Akzente setzt das doppelgeschossige Mezzaningeschoss mit seinen Ladenflächen und den arkadenartig gestalteten Mauerwerkspfeilern, dessen Gestaltung sich spiegelbildlich auch bei den oberen beiden Geschossen mit ihren luxuriösen Penthouse-Wohnungen wiederfindet. Beim Näherkommen werden außerdem die nach Osten und Westen vorspringenden Terrassen und Loggien sichtbar, die mit ihrer arrhythmischen Anordnung den lebendigen Fassadeneindruck betonen.
awg architecten gehören zu den renommiertesten Planungsbüros in Belgien. Zuletzt haben die Architekten auch den gleichnamigen „Lichttoren“-Komplex auf dem Philips-Werksgelände in Eindhoven umgenutzt, der mit seiner strahlend weißen Architektur zu den wichtigsten Beispielen der Klassischen Moderne in den Niederlanden zählt: „Den gleichen Fassadeneindruck wollten wir auch hier in Antwerpen erzielen“, berichten die Architekten und klären damit auch die Namensgebung für den Neubau auf.
Hochwertiger weißer Klinker
Eines der zentralen Planungsgedanken war die Schaffung eines vielfältig nutzbaren Raumkonzeptes mit flexiblen Grundrissen, so dass sich das Gebäude jederzeit an veränderte Anforderungen anpassen kann: „Die Fassaden folgen diesem quasi funktionsneutralen Charakter“, so die Architekten – „lediglich die auskragenden Terrassen und Loggien verraten die Nutzung als Wohngebäude.“ Die Entscheidung zur Verwendung von weißen Keramik-Klinkern hat sich dabei erst im Laufe des Planungsprozesses ergeben: „Um den Wohnturm als robusten, monolithischen und monochromen Baukörper auszubilden, hatten wir unterschiedlichste Materialien erwogen“, berichten die Architekten rückblickend. „Aus finanziellen, ästhetischen und praktischen Gründen haben wir uns aber letztlich für weiße Keramik-Klinker entschieden.“
Ideal für das Konzept der Architekten geeignet war der Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß im Normalformat. Die strahlend weißen Steine überzeugten die Planer nicht nur aufgrund ihrer glatten und homogenen Oberfläche, sondern garantieren durch ihre geringe Wasseraufnahme von unter 2% eine hohe Unempfindlichkeit gegen Staub und Abgase. Schließlich werden sie aus hochwertigen weiß brennenden Tonen bis zur Sinterung gebrannt, so dass Schmutzpartikel nicht in den Stein eindringen können. Die hohe Abgasbelastung an dem viel befahrenen Verkehrsknotenpunkt kann den Steinen mit ihrem strahlend-weißen Farbton also dauerhaft nichts anhaben.
Differenziertes Mauerwerk
Aufgrund der großen Fensterflächen und der hohen Transparenz des Baukörpers weisen die Fassaden keine größeren Mauerwerksflächen auf. Die vertikalen Abschnitte wurden dabei im Läuferverband mit hellen Fugen konventionell gemauert; mittig wurde jedoch ein einzelner Stein leicht zurückliegend und blockweise übereinander eingesetzt, um einen plastischen Fassadeneindruck zu erhalten und den vertikalen Charakter des arkadenartig gestalteten Mezzaningeschosses fortzuführen. In den horizontalen Brüstungsbereichen wurden die Klinker abweichend vertikal gemauert, um so einen kontrastreichen Fassadeneindruck zu erreichen. „Spezielle Fertigbauteile haben wir dabei aber nicht verwendet, stattdessen haben wir sämtliche Fensterstürze ganz klassisch mit Stahlträgern ausgeführt“, berichten die Architekten.
Planung: awg architecten, Antwerpen
Fotos: André Nullens, Londerzeel