Amsterdam: Weiße Sondersortierung mit Glasuren
Foto © Röben„Für ein abwechslungsreiches und individuelles Fassadenbild haben wir gemeinsam mit dem Röben-Planungsservice eine spezielle Sortierung aus zwei unterschiedlich abgetönten weißen Klinkern und zwei Prozent Glasursteinen entwickelt..“
Rob Meurders, diederendirrix architecten, Eindhoven
Mit Blick auf's Wasser – Wohnungsbau in Amsterdam
Seit Jahren zählen die Planer um Paul Diederen und Bert Dirrix zu den führenden Architekturbüros in den Niederlanden. Für seine Umbauplanung eines ehemaligen Kesselhauses zum Forschungsinstitut wurde das Büro kürzlich mit der Auszeichnung „BNA Gebouw van het jaar 2013“ bedacht, der landesweit höchsten Architekturauszeichnung.
Zu den jüngsten Entwürfen von diederendirrix zählt die Planung von vier weiß verklinkerten Blockrandbebauungen für das neue Stadtquartier „Laan van Spartaan“ in Amsterdam. Das im Nordwesten der niederländischen Metropole direkt an der Autobahn A 10 entstehende Viertel soll bis zum Jahr 2016 rund 1.000 neue Miet- und Eigentumswohnungen in unterschiedlichsten Ausführungen zur Verfügung stellen. Um dabei einen hohen städtebaulichen und architektonischen Standard zu gewährleisten, wird ein großer Teil der Wohnungen durch renommierte niederländische Architekturbüros wie Claus & Kaan, MVRDV, DP6 oder Dick van Gameren ausgeführt.
Horizontale Fassadenbänder
Die Neubauten von diederendirrix gehören zu den ersten fertiggestellten Projekten innerhalb des Quartiers. Entlang der Fanny Blankers-Koenlaan im Süden der Bebauung wurden die Blöcke durchgehend viergeschossig ausgebildet, in Richtung der nördlich angrenzenden Erasmusgracht steigen sie demgegenüber bis auf eine Höhe von neun Geschossen auf. In den Innenhöfen stehen den Bewohnern jeweils halbprivate Grünflächen zur Verfügung.
Um die städtebaulichen Vorgaben für das Quartier umzusetzen und dabei die attraktive Lage zwischen der Erasmusgracht und dem im Zentrum des Quartiers gelegenen Sportplatz optimal zu nutzen, haben die Architekten die einzelnen Baukörper bewusst unterschiedlich ausgebildet. Bei den hoch aufsteigenden Bauten entlang der Erasmusgracht trifft der Blick auf gebäudehohe Strukturen aus vertikalen Aluminiumlamellen, die deutlich flacheren, und somit deutlich privater wirkenden Baukörper in Richtung Süden wurden dagegen mit einem zurückspringenden Staffelgeschoss und einer Dachterrasse ausgebildet. Die strahlend-weißen Klinkerfassaden werden hier durch hochformatige, leicht versetzt platzierte Fenster geöffnet, die in sämtlichen Wohnungen für ausreichend Tageslicht sorgen.
Ein gelungenes Detail sind die horizontal verlaufenden Bänder, die sich zwischen den Fenstern in leicht wellenförmigen Bewegungen über die Breite der Fassade erstrecken und so eine geschossübergreifende Fassadenstruktur schaffen. Die Gestaltung überzeugt aber nicht nur ästhetisch, sie sorgt auch für eine stärkere Wiedererkennbarkeit der Wohnungen, da die mäandrierenden Bänder jeweils eine Wohnung einfassen. Der Zugang zu den einzelnen Einheiten erfolgt von der Straße her über mehrere Eingänge und Treppenhäuser, die jeweils einen eigenen Gebäudeabschnitt erschließen.
Individuelle Klinkersortierung
Um das Quartier in die benachbarte Bebauung und das Stadtbild von Amsterdam einzufügen und gleichzeitig einen offenen und freundlichen Charakter zu erhalten, war die Verwendung von hellen Klinkern bereits in der städtebaulichen Masterplanung für das Viertel vorgesehen. Für ein abwechslungsreiches und individuelles Fassadenbild designten die Planer eine Sortierung aus glatten Röben Keramik-Klinkern: Eine Mischung aus gleichen Anteilen fein abgestimmter Cremeweiß- und Perlweiß-Töne sowie zwei Prozent Glasursteinen. „Die charakteristischen Farbgebungen der verschiedenen Steine ergänzen sich zu einem neuen individuellen Gesamteindruck mit einigen glänzend hellen Akzenten. Das sorgt insbesondere auf den großflächigen Stirnseiten der hohen Gebäude für einen lebendigen und abwechslungsreichen Eindruck der Fassaden.“
Auf der Baustelle wurden die insgesamt 300.000 Steine im Läuferverband gemauert und anschließend grau verfugt. Eine Besonderheit ist dabei die Verwendung des in den Niederlanden verbreiteten, relativ kleinen Waalformats von 210 x 100 x 50 Millimetern, das einen deutlich erhöhten Fugenanteil der Fassade bewirkt und somit den Mauerwerkscharakter der Fassade betont. Drüber hinaus sprach auch bauphysikalische Überlegungen für die Röben-Klinker: „Denn durch ihre geringe Wasseraufnahme von nur rund 1,5% wird der Schmutz, der sich in der Großstadt überall absetzt, vom nächsten Regen einfach wieder abgewaschen“, erklärt Rob Meurders.
Planung: diederendirrix architecten, Eindhoven
Fotos: Luuk Kramer, Amsterdam