Klinker
Klinkerriemchen
OSLO
perlweiß, glatt

London: Health & Wellbeing Centre

Foto © Röben

In unmittelbarer Nähe zum Olympiastadion, den zentralen Sportstätten und dem Olympische Dorf stand den Sportlern für die Dauer der Olympiade 2012 auch ein eigenes Krankenhaus zur Verfügung. Aus dem Olympic Village Healt Center   wurde nun das Sir Ludwig Guttmann Health & Wellbeing Centre.

 

Scharfkantiger Monolith

Nach 1908 und 1948 war London im Sommer 2012 zum dritten Mal Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. Mittelpunkt des dreiwöchigen Mega-Events war der Olympiapark im Stadtteil Stratford, rund acht Kilometer östlich der Innenstadt. In unmittelbarer Nähe zum Olympiastadion, den zentralen Sportstätten und dem Olympische Dorf stand den Sportlern für die Dauer der Olympiade auch ein eigenes Krankenhaus zur Verfügung. Der nach den Spielen als normales Krankenhaus für den Stadtteil weitergenutzte weiße Klinkerbau bietet auf vier Ebenen mit einer Gesamtfläche von 3.800 Quadratmetern eine umfassende Krankenversorgung mit modernster Geräteausstattung. Die Auszeichnung mit dem BREEAM excellent Award belegt gleichzeitig die hohe Nachhaltigkeit des Neubaus.

 

Den Wettbewerb zur Planung des Olympischen Krankenhauses hatte das vor Ort ansässige Architekturbüro Penoyre & Prasad gewonnen. Die Planer hatten zuvor schon zahlreiche weitere Krankenhausneubauten geplant, darunter das Gracefield Gardens Health Center im Londoner Stadtteil Streatham und die vielfach ausgezeichnete Polyklinik „The Hart of Hounslow“ im Londoner Westen. Für den dicht bebauten Standort im Olympiapark entwickelten die Architekten ein monolithisches Ensemble mit annähernd dreieckigem Grundriss, das sich mit seiner skulpturalen Form und seiner strahlend weißen Gebäudehülle mühelos gegen die umliegenden Wohnhochhäuser durchzusetzen weiß.

 

Dynamische Gebäude-Silhouette

Zur Chobham Road in Richtung Süden trifft der Blick zunächst auf einen schmalen viergeschossigen Riegel, dessen strenge Grundform durch eine dynamisch abknickende Dachsilhouette konterkariert wird. In den unteren beiden Ebenen haben die Architekten den Baukörper durch eine deutlich zurückspringende Glasfront mit mehreren Geschäften und einem langgestreckten Arkadengang zur Stadt hin geöffnet. Die beiden oberen Ebenen wurden im Kontrast als streng gerasterte Lochfassade mit vertikalen Fenstern ausgebildet, die sich geschossübergreifend zu schmalen Lichtbändern verbinden. Die beiden Stirnseiten des Baukörpers präsentieren sich demgegenüber beinahe geschlossen.

 

Entlang der Bahnlinie in Richtung Osten wird der Komplex durch einen etwas flacheren Gebäuderiegel mit ebenfalls abknickender Dachlinie ergänzt. Im Kontrast zur Straßenfront nach Süden wird die Ansicht hier durch einen rhythmischen Wechsel von kürzeren und längeren vertikalen Fensterbändern geprägt. Im Zusammenspiel der verschiedenen Linien ist ein dynamisch-abstraktes Raster entstanden, das keinerlei Rückschlüsse auf die Höhe und Geschosszahl des Gebäudes erlaubt. Die gegenüberliegende, ebenfalls an eine Bahnlinie angrenzende Front in Richtung Westen wurde dagegen mit einer vertikal strukturierten Vorhangfassade aus Glas und Aluminium gestaltet. Komplettiert wird das Ensemble durch ein vier Geschosse hohes Atrium im Kern des Neubaus.

 

Ein ungewöhnliches dieses Objektes sind die mit unterschiedlichen Winkeln spitz zulaufenden Stirnseiten der beiden angrenzenden Baukörper. Um die scharfkantigen Formen und unterschiedlichen Gebäudewinkel ausbilden zu können, verwendeten die Architekten eine Vielzahl unterschiedlicher, speziell von Röben angefertigter Formziegel.

 

Weiße Skulptur in der Stadt

Um den Neubau trotz seiner eigenwilligen Form in die umliegende Umgebung einzufügen, hatten die Planer in Absprache mit der Olympic Delivery Authority entschieden, sämtliche Fassaden des Neubaus mit weißen Klinkern auszubilden. Nach längerer Suche fiel die Wahl schließlich auf den Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß glatt, bei dem durch den besonders hohen Kaolin-Anteil im Rohstoff das leichte, porzellanartige Weiß erreicht wird. Die im harmonischen Läuferverband gemauerten und hellgrau verfugten Steine betonen so den schwerelosen, elegant-modernen Charakter der Architektur und ermöglichen gleichzeitig eine deutliche Aufwertung des Standortes.

 

Durch die Verwendung des 190 x 190 x 90 mm großen Modulformates im metrischen Raster und die sorgfältige Auswahl der Fugenfarbe wurde ein beinahe arabeskenhafter Eindruck der Fassade erreicht. In Abstimmung mit dem Röben Planungsservice wurde dabei darauf geachtet, die Auswirkungen der Dehnungsfugen auf das Fugenbild so gering wie möglich zu halten, um exakt diesen gewünschten Eindruck zu erreichen. Die Farbe, die keramische Oberfläche und das Modulformat der Klinker erinnern dabei nicht zuletzt auch an die Krankenhäuser aus der Zeit der Klassischen Moderne.

 

Die Steine überzeugten die Planer aber nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern sie bieten auch die Garantie, dass der weiße Charakter der Fassaden trotz des viel befahrenen innerstädtischen Standortes mit hohen Emissionen auch noch in Jahrzehnten erhalten bleibt. Denn aufgrund der hochwertigen weiß brennenden Tone liegt die Wasseraufnahme der Steine bei deutlich unter zwei Prozent. So werden Schmutzpartikel, die sich oberflächlich auf dem glatten Klinker absetzen, vom nächsten Regen einfach wieder abgewaschen.

 

Planung: Penoyre & Prasad, London

Fotos: Timothy Soar, London