Klinker
Klinkerriemchen
OSLO
perlweiß, glatt
Klinker
Klinkerriemchen
WIESMOOR
kohle-bunt

Die Kunst der Fuge - Sozialer Wohnungsbau in Antwerpen

Photo © Röben/André Nullens

Mit dem Antwerpener Projekt „Luno“ zeigt das Büro Collectief Noord Architecten, dass sich gute Architektur auch mit den Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus umsetzen lässt. Fassade: Röben Handstrichverblender WIESMOOR kohle-bunt NF und Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß im Modulformat.

Mit dem Antwerpener Projekt „Luno“ zeigt das Büro Collectief Noord Architecten auf, dass sich gute Architektur auch mit den Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus umsetzen lässt.

 

Gartenstadt Luchtbal

Im 16. Jahrhundert zählte Antwerpen zu den bedeutendsten Handelsstädten der Welt. Rund 500 Jahre später ist diese einstige Bedeutung zwar zum größten Teil Geschichte, doch auch heute noch beherbergt die flämische Metropole nach Rotterdam und Hamburg den drittgrößten Containerumschlagplatz in Europa. Östlich angrenzend an das Antwerpener Hafenareal ist seit den 1930er-Jahren das Arbeiterviertel Luchtbal entstanden, das nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer großflächigen Gartenstadt ausgebaut wurde. Das Quartier wird heute durch einen Mix aus alten Hafengebäuden, mehrgeschossigen Siedlungsbauten sowie einer Gruppe von sechs 19-geschossigen Wohntürmen geprägt.

 

In zentraler Lage im Stadtteil Luchtbal und direkt neben einer 1967 im Stil des Nachkriegsfunktionalismus errichteten Backsteinkirche ist vor wenigen Wochen das Wohnungsbauprojekt „Luno“ fertiggestellt worden. Der durch die Antwerpener Wohnungsbaugesellschaft Woonhaven in Auftrag gegebene und durch das ebenfalls vor Ort ansässige Büro Collectief Noord Architecten umgesetzte Komplex setzt sich zusammen aus drei U-förmig um einen halböffentlichen Raum angeordneten, dabei drei- bis achtgeschossig über einem flachen Sockel ausgebildeten Baukörpern, die gemeinsam 73 Sozialwohnungen bieten. „Die kontrastreiche Gestaltung der Fassaden mit hellen und dunklen Klinkern schafft dabei einen direkten Bezug zur heterogenen Bebauung in der Umgebung“, wie Projektarchitekt Peter Wils erklärt.

 

Gelungener Hell-Dunkel-Kontrast

Für die Gestaltung der jeweils unteren beiden Ebenen der drei Riegel ebenso wie für die unterschiedlichen Mauerwerkseinfassungen und die Anlagen im halböffentlichen Hof kam der dunkle Röben Handstrichverblender WIESMOOR kohle-bunt im Normalformat zum Einsatz. Die oberen Ebenen wurden demgegenüber mit dem Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß im 190 x 90 x 90 Millimeter großen Modulformat ausgebildet: „Der dunkle Handstrichverblender hat uns vor allem durch seinen handwerklichen Charakter angesprochen“, begründet Peter Wils die Materialwahl. „Er schließt damit direkt an die Architektur der angrenzenden Wohnsiedlung an. Ebenso hat der Stein aber auch eine ganz besondere industrielle Ausstrahlung, die wunderbar mit den alten Industriegebäuden in der Umgebung harmoniert.

 

Im deutlichen Kontrast dazu steht der für die oberen Ebenen verwendete Klinker OSLO, der mit seiner hellen Ausstrahlung dafür sorgt, dass der optische Schwerpunkt der Bebauung eher auf dem Sockel liegt und sich das Gebäude nach oben hin aufzulösen scheint.“ Eine Besonderheit des durchgehend im Läuferverband mit hellen Fugen verarbeiteten Mauerwerks ist die Vorkerbung der weißen Modulsteine durch eine Scheinfuge, um so den Fugenanteil optisch zu erhöhen und den geometrisch-abstrakten Charakter des hellen Mauerwerks zu verstärken.

 

Für einen schnellen und kostengünstigen Baufortschritt kamen insgesamt rund 850 Meter aufgelegte Stürze zum Einsatz: L-förmige Verblendstürze von ca. 290 x 290 Millimetern sowie vorgefertigte Zierbänder von ca. 135 x 240 Millimetern in Grenadieroptik. Die besondere Herausforderung für den Röben PlanungsService bestand darin, die Maßordnung so aufzunehmen, dass die durch die Scheinfuge auch in den Fertigteilen erzeugte Kacheloptik unsichtbar in das konventionell erstellte Mauerwerk überging.

 

Planung: Collectief Noord Architecten

 

 

 

Sanfte Segregation

Fragen an Peter wils und Bert Faveere

 

Auf ihrer Website ist zu lesen, dass Sie „unangepasste Gebäude“ errichten. Was meinen sie damit?

 

Uns ist es wichtig, dass unsere Gebäude nicht einfach nur eine funktionale Übersetzung eines vorgegebenen Programms zu einem bestimmten Zeitpunkt sind. Stattdessen wollen wir Gebäude schaffen, die sich im Lauf der Zeit an veränderte Nutzungen anpassen und die damit auch auch einen Beitrag für ihr Umfeld leisten; für die Straße, für die Stadt und für die Gesellschaft.

 

Einer ihrer Schwerpunkte ist der Soziale Wohnungsbau. Was sehen sie hier als wichtigste Herausforderungen?

 

Wir nehmen gegenwärtig eine zunehmende Verhärtung in der Gesellschaft wahr. Entsprechend gestaltet sich auch das Zusammenleben in (größeren) sozialen Wohnprojekten aufgrund des Zusammentreffens verschiedener Menschen aus verschiedenen Kulturen und Zielgruppen nicht immer konfliktfrei. Wir sind fest davon überzeugt, dass Architektur hier eine wichtige Rolle spielen kann. Bei dem Projekt Luchtbal haben wir uns zum Beispiel für eine sanfte Form der Segregation entschieden, bei der Senioren und Großfamilien in unterschiedlichen Gebäuden leben. Der öffentliche Außenraum, um den die Gebäude angeordnet sind, ist der Ort, an dem all diese unterschiedlichen Zielgruppen dann zusammenkommen können. Unterstützt durch das leichte Anheben der Fläche fungiert der Ort als eine Art Mikrokosmos oder als ein kollektiver Garten.

 

Sie kommen beide aus Antwerpen. Was macht für sie den Reiz der Stadt aus?

 

Wir erleben Antwerpen als eine sehr dynamische Stadt. Es gibt hier so viele Möglichkeiten und Gelegenheiten; und fast alles lässt sich problemlos mit dem Fahrrad erreichen. Als Architekten stehen wir vor der Herausforderung, diesen lebenswerten Charakter der Stadt zu erhalten. Dieser Verantwortung sind wir uns durchaus bewusst.