Groningen (NL): Täuschend echte Geschichte
Foto © RöbenIm Kontext des neoromantischen „New Urbanism“ steht die rund 40 Kilometer nordwestlich von Groningen bei Anjum nach Plänen des Büros Lanfermeijer Seelen Weijer Architecten realisierte Feriensiedlung „Esonstad“.
Wenn in der Fachpresse von niederländischer Architektur die Rede ist, dann geht es zumeist um Projekte, die sich durch klare Formgebung und kompromisslose Modernität auszeichnen. Seit einigen Jahren lassen sich zwischen Maastricht und Amsterdam jedoch immer häufiger auch Entwürfe finden, die den entgegengesetzten Weg gehen und ganz bewusst die Vergangenheit zitieren.
Ein prominentes Beispiel für diesen Rückgriff auf reale oder imaginierte Typologien alter Vorbilder sind die Projekte des Berliner Architekten Rob Krier, der an verschiedenen Orten wie Brandevoort oder Helmond historisierende „Festungssiedlungen“ errichtet hat. Im gleichen Kontext dieses neoromantischen „New Urbanism“ steht die in Oostmahorn bei Anjum durch den Projektplaner Esonstad BV entwickelte und nach Plänen des Büros Lanfermeijer Seelen Weijer Architecten realisierte Feriensiedlung „Esonstad“.
Materialwahl betont historischen Charakter
Die Häuser der Festungssiedlung zitieren mit ihren abgetreppten und farblich differenzierten Giebeln gekonnt die Architektur klassizistischer Grachtenhäuser. „Eine besondere Herausforderung bei der Planung der Siedlung war die Auswahl geeigneter Materialien“, berichtet der Projektarchitekt Arjen Weijer. „Denn nur so konnten wir den gewünschten historischen Charakter von Esonstad realisieren und gleichzeitig die verschiedenen Baustile der Gesamtanlage zu einer harmonischen Einheit zusammenfügen.“
Für die Fassaden verwendeten die Planer überwiegend die ebenfalls historisch anmutenden Handform- Verblender. Zur Dacheindeckung sämtlicher Häuser kamen Tondachziegel der Sorten FLANDERN schwarz-matt und rot-engobiert von Röben zum Einsatz. Eine gute Wahl. Denn mit ihrer harmonischen Form integrieren sie sich hervorragend in die historisch anmutende Architektur von Esonstad. Gleichzeitig werden die Röben Tondachziegel höchsten Ansprüchen in puncto Wirtschaftlichkeit und Materialqualität gerecht, denn sie sind nicht nur absolut resistent gegen UV-Strahlung, sondern auch vollkommen unempfindlich gegen die hier an der Nordsee sehr salzhaltige Luft. So haben die Eigentümer die Gewissheit, dass die Dächer dem rauhen Klima dauerhaft trotzen.
Festungsstadt mit zentralem Marktplatz
Die in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark „Lauwersmeer“ und den beiden Watteninseln Schiermonnikoog und Ameland inmitten der wasserreichen Landschaft mit Deichen und Warften errichtete Anlage wurde nach dem Vorbild historischer holländischer Festungsstädte mit zentralem Marktplatz sowie Häusern im Stil des Klassizismus angelegt. Direkt am Eingang des Ortes werden die Besucher zunächst durch ein historisch anmutendes Stadttor empfangen. Dahinter erstreckt sich auf einer labyrinthartig von Wasser durchzogenen Fläche von rund 42 ha ein historisch anmutendes Dorf mit 134 Ferienhäusern und 10 Ferienwohnungen. Erweitert wird das Projekt durch zwei eigenständige so genannte „Terpensinseln“, die auf zwei ringartig angelegten Deichen insgesamt 106 deutlich moderner gestaltete Wohnungen in unterschiedlichen Ausführungen bereit stellt.
Der Name des Ortes reicht tief zurück in die Ära der großen Seefahrer- Geschichte Hollands. Denn genau hier am Lauwersmeer soll einer Legende nach das 1230 von den Fluten der Nordsee verschlungene Festungsstädtchen Esonstad gelegen haben.
So ganz und gar nicht mittelalterlich nimmt sich dagegen der Komfort der Wohnungen aus. Er wurde vollständig an die Wünsche moderner Touristen angepasst. Neben Geschirrspülmaschine, Mikrowelle sowie optional Sonnenbank, Infrarotsauna und Whirlpool verfügt ein Großteil der Einheiten sogar über einen eigenen Bootsanleger mit offener Verbindung zum Lauwersmeer. Und wen es stattdessen in den Ort zieht, für den finden sich direkt am Marktplatz das imposante „Waagegebäude“ mit Restaurants, ein Hafencafé, ein Pfannkuchenhaus sowie diverse Geschäfte, die alle im historischen Stil gehalten sind. Weitere Attraktionen bieten die vor den Toren der Stadt gelegenen Freizeitbereiche von Esonstad - vom überdachten Schwimmbad mit Sauna und Türkischem Dampfbad über Tennisanlage und kleinem Strand bis hin zu Bootsvermietung sowie Segel- und Surfschule.
Architekten: Lanfermeijer Seelen Weijer Architecten, Oirschot (NL)