Sanft abgetreppt – Geschäftsgebäude in Berlin
Photo © Wernecke+Jahn ArchitektenDas Geschäftshaus von Wernecke + Jahn Architekten im Berliner Stadtteil Oberschöneweide bewirkt eine deutliche Aufwertung des heterogen bebauten Standortes. Fassade. RÖBEN Keramik-Klinker FARO grau-bunt in einer Fußsortierung.
Der Berliner Stadtteil Oberschöneweide zählte einst zu den bedeutendsten städtischen Fabrikquartieren in Deutschland. Seine Geschichte ist eng verbunden mit dem Namen des Elektrokonzerns AEG, der hier in unmittelbarer Nähe zum Ufer der Spree unter anderem seine Leuchtenfabrik betrieb. Wenige hundert Meter weiter östlich davon liegt der Waldowplatz. Im Übergang zwischen einem fünfgeschossigen Grundschulbau aus der Gründerzeit, einem modernen Technologie- und Gründerzentrum und einem bestehenden Wohngebiet in Zeilenbauweise ist hier zuletzt ein dreigeschossiges Geschäftshaus neu errichtet worden. Der markant gestaltete Klinkerbau ersetzt das abgebrochene Geschäftsgebäude der Wohnungsbaugenossenschaft GWG „Berliner Bär“. Verantwortlich für die Planung war das ortsansässige Architekturbüro Wernecke + Jahn.
Das Gebäude bildet den nördlichen Abschluss eines Ensembles aus drei baugleichen, aber unterschiedlich ausgebildeten Einzelvolumen entlang der Waldowstraße. Charakteristisch für den Entwurf ist der fünfeckige Grundriss in Verbindung mit den in unterschiedlichen Winkeln ausgeführten, dabei sanft abgerundeten Gebäudekanten: „Zusätzlichen Reiz erhält der Entwurf durch die elegant abgetreppte, dabei fächerartig zurückspringende Ansicht in Richtung Osten, die die Integration zweier großflächiger Außenterrassen in den beiden oberen Stockwerken ermöglicht“, wie Architektin Anne Jahn erklärt. „Das Ergebnis ist ein wohlproportioniertes Gebäude mit eigenständigem Charakter und weicher, bewusst amorpher Ausstrahlung, das sich in differenzierter Anmutung allen Seiten zuwendet.“
Lebendiges Mauerwerk
Ein wichtiger Aspekt bei der Planung des Neubaus war die Wahl eines Fassadenmaterials, das die skulpturale Qualität des Neubaus betont und gleichzeitig seine Modernität unterstreicht. Zum Einsatz kam schließlich der RÖBEN Keramik-Klinker FARO grau-bunt in einer Fußsortierung. Die nach vorne vermauerten Rückseiten der Steine zeigen so die üblicherweise verborgenen Spuren der Produktion und verleihen dem Mauerwerk eine zusätzliche handwerkliche Qualität. Die 240 x 115 x 52 Millimeter großen Ziegel im schlanken Dünnformat betonen auch mit ihrer hellen Farbigkeit den angenehm leichten Charakter der Architektur. Zudem harmonieren sie ganz wunderbar mit den Fenstern und Türen aus eloxiertem Aluminium und schaffen gleichzeitig einen fließenden Übergang zwischen den hell verputzten Wohnbauten und dem backsteinernen Schulbau in der direkten Nachbarschaft.
Unterstrichen wird der lebendige Eindruck des Mauerwerks durch eine flächenbündig ausgeführte, dunkelgraue Verfugung sowie durch die Ausbildung im Wilden Verband mit unregelmäßig wechselnden Läufern und Köpfen. Ein gelungenes Element der Fassade ist außerdem das Relief aus zurückgesetzten Klinkerreihen, so dass die Fenster optisch zu einem durchgehenden Band zusammengezogen werden. Die Summe dieser verschiedenen Details lässt eine lebendige, grafische und elegante Außenhülle mit deutlich horizontaler Untergliederung entstehen, die den Neubau spielend leicht und ganz selbstverständlich in das heterogene Umfeld einfügt.
Planung: Wernecke + Jahn Architekten, Berlin
xxx