Beste Lage Liège - Apartmentgebäude "Cockerill"
Foto © Olivier Fourneau Architectes/Caroline DethierMit seiner elegant abgerundeten Stirnseite bildet das hell verklinkerte Apartmentgebäude Cockerill einen markanten Blickfang im Zentrum von Lüttich. Und gleichzeitig gelang ein überzeugender Anschluss an das historische Postgebäude direkt gegenüber. Planung: Olivier Fourneau Architectes. Klinker: AARHUS weißgrau.
Im Zentrum Lüttichs hat Architekt Olivier Fourneau einen ungewöhnlichen Neubau in heller Klinkerarchitektur entstehen lassen. Das Apartmentgebäude Cockerill bietet ein überzeugendes Beispiel für eine gelungene Nachverdichtung. Auf sieben Ebenen stehen insgesamt 16 Wohneinheiten zur Verfügung, darunter eine 140 Quadratmeter große Penthouse-Wohnung mit großer Terrasse auf der oberen Ebene. Im Erdgeschoss ist eine Brasserie eingezogen.
Eine wichtige Rolle bei der Planung spielte der städtebauliche Bezug zu den benachbarten Gebäuden. Denn durch die hervorgehobene Lage des Grundstücks an der Kreuzung des Place Cockerill mit der Rue de la Régence sollte der Neubau auch als hochwertiges städtebauliches Scharnier zwischen dem östlich angrenzenden Maasufer und der südlich sich anschließenden Fakultät für Philosophie und Literatur fungieren. Direkt gegenüber liegt außerdem der 1901 fertiggestellte Bau Grand Poste, der mit seiner eindrucksvollen neogotischen Architektur und der aufwändig verzierten hellen Kalksteinfassade zu den eindrucksvollsten Gebäuden der Stadt zählt. Trotz dieser prominenten Nachbarschaft machte der Standort lange Zeit einen eher vernachlässigten Eindruck: „Das mittlerweile denkmalgeschützte Postgebäude stand zuletzt eine Weile leer“, berichtet Architekt Olivier Fourneau. „Und an der Gebäudeecke selbst klaffte lange Zeit eine riesige Lücke zu der angrenzenden siebengeschossigen Wohnbebauung aus dem 19. Jahrhundert, weil das dreieckige Baugrundstück nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur noch mit einem flachen eingeschossigen Gebäude überbaut war.“
Gelungene Stadtreparatur
Inzwischen hat der Ort ein vollständig neues Gesicht erhalten. Das betrifft zunächst den aufwändigen Sanierungsumbau der historischen Post, die jetzt eine Brauerei, einen Food-Markt sowie Coworking- und Universitätsräume beherbergt. Parallel dazu ist auch das Apartment-Gebäude Cockerill mittlerweile fertiggestellt worden: „Um seiner besonderen Bedeutung im städtischen Gefüge gerecht zu werden, sollte der Neubau einen deutlichen Akzent vor Ort schaffen, ohne dabei aber in Konkurrenz insbesondere zu der Monumentalität des alten Postgebäudes zu treten“, beschreibt Architekt Olivier Fourneau die Herausforderung. „Ausgehend von der hellen Kalksteinfassade der alten Post und des modernistischen Universitätsgebäudes sowie den durchgehend verklinkerten Wohnbauten in der Nachbarschaft stand die Wahl von hellen Klinkern deshalb schnell fest. Und ebenso verweist auch die abgerundete Gebäudeform auf die Architektur des alten Postgebäudes mit seinen elegant aufsteigenden Türmen.“
Zusätzliche Qualität erhält die Architektur durch die differenzierte Fassadengliederung mit ihren elegant übereinander platzierten, auf der Stirnseite fassadenbündig eingefassten Fenstern. Prägende Details sind außerdem die mal zurückliegend und mal vorspringenden Balkone, das umlaufende Vordach oberhalb des Erdgeschosses sowie die ebenfalls deutlich vorkragende Überdachung im Bereich der Penthouse-Dachwohnung.
Zur Ausbildung der Fassaden kam nach den positiven Erfahrungen Fourneaus beim Bau des Wohn- und Geschäftshauses Nagelmackers erneut ein Stein von Röben zum Einsatz: „Die eingesetzten Keramik-Klinker AARHUS weißgrau betonen den wertigen Charakter der Architektur und ermöglichen gleichzeitig einen schönen Anschluss an die Nachbarbauten“, erklärt Olivier Fourneau. Auf der Baustelle wurden die im 210 x 100 x 50 Millimeter großen Waalformat gelieferten Steine durchgehend im Wilden Verband verlegt und anschließend grau verfugt, um so den keramischen Charakter der Fassade hervorzuheben. Im Bereich der Rundung wurden beide Seiten der Steine zu ihrer Rückseite schräg verlaufend zu trapezartigen Formsteinen geschnitten, um so den engen Radius optisch ansprechend ohne breite Fugen auf der Sichtseite ausbilden zu können. Eine weitere Besonderheit bietet der Deckenbereich oberhalb des zurückspringenden Balkons im ersten Obergeschoss, der mit Riemchen umgesetzt wurde, um eine sichere Konstruktion zu erhalten. Die Riemchen brauchten dabei lediglich mit Spezialkleber auf dem Beton befestigt und verfugt zu werden. Sie wurden in einer den Fassaden exakt gleichenden Optik erstellt. Eine solche Kombination identischer extrudierter Riemchen und Klinker ist nur bei Röben erhältlich, da beide Produkte im selben Werk den gleichen Produktionsprozess durchlaufen.
Planung: Olivier Fourneau Architectes (Lüttich, BE)
Drei Fragen an Architekt Olivier Fourneau über die städtebauliche Dimension des Neubaus
Herr Fourneau, was macht die Bedeutung des Standortes aus?
Olivier Fourneau: Der Place Cockerill zählt zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten in der Lütticher Altstadt. Der Platz hat über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Veränderungen erfahren. Früher lag hier ein Arm der Maas und der Platz grenzte an ein Kloster aus dem 15. Jahrhundert. Heute befindet sich hier die nach Plänen von Raymond Thibaut im Stil des Modernismus aus Beton und Kalkstein errichtete Fakultät für Philosophie und Literatur der Universität. In gegenüberliegender Richtung öffnet sich der Platz zur Maas hin und wird optisch durch das 1901 durch Edmond Jamar errichtete Gebäude der Grand Poste begrenzt. Komplettiert wird die Bebauung des Platzes durch eine Reihe von Art-Déco-Bauten sowie durch einige neoklassizistische Geschäftsgebäude. Mitten in diesem spannenden Umfeld hatten wir die Aufgabe, ein dreieckiges Eckgrundstück zu überbauen, das genau zwischen der Universität und der Grand Poste liegt und das einen weiten Blick auf die Maas und auf die Saucy-Fußgängerbrücke bietet.
Und mitten in diesem Umfeld sollte nun ein Neubau mit 16 Wohnungen entstehen...
Olivier Fourneau: Ja genau, das war die Aufgabe. Das Eckgrundstück gehört zu einem Gebäudekomplex aus dem 19. Jahrhundert, der im Zweiten Weltkrieg bombardiert worden war und von dem lediglich noch das Erdgeschoss vorhanden war. Entsprechend haben wir nach einer Lösung gesucht, um den vorhandenen Block wieder zu vervollständigen und ihn mit den benachbarten Großgebäuden zu verbinden.
Welche Rolle spielt das Material Backstein dabei?
Olivier Fourneau: Die monolithischen Klinkerfassaden bieten eine angemessene Antwort auf den massiven Charakter des Universitätsgebäudes und auf das Volumen der Grand Poste. Die horizontalen Proportionen des Neubaus stehen dabei bewusst im Kontrast zu der eher vertikalen Struktur des Postgebäudes, so dass die erhabene Architektur des neogotischen Altbaus noch betont wird. Die abgerundete Form unseres Entwurfes greift gleichzeitig die Plastizität des Treppenturms des Postgebäudes auf.