Klinker
Klinkerriemchen
FARO
grau-nuanciert

Berlin: Motel_One mit Mosaik

Foto © Röben

In bester Berliner Innenstadtlage, direkt am Bahnhof Zoo, wurde das „Motel One Berlin-Ku'damm“ mit 249 Zimmern eröffnet. Der Neubau werde nicht billig wirken, hatte Motel One-Chef Philippe Weyland den Berlinern zuvor versichert.

Und tatsächlich: Mit dem Low-Budget-Konzept der Übernachtungspreise des Hotels hat der Neubau nun wahrlich nichts gemein. Stattdessen entwickelte der mit der Planung beauftragte renommierte Berliner Architekt Benedict Tonon einen markanten Bau mit einer höchst eigenwilligen, mosaikartig gestalteten Klinkerfassade.

Anklänge an die Ästhetik der fünfziger Jahre
Sämtliche Mauerwerksflächen werden durch ein stufenförmig angeordnetes und dabei rhythmisch wiederholtes Raster aus unterschiedlichen Grautönen mit eingearbeiteten, farbig glasierten Ziegeln optisch gegliedert. Die ungewöhnliche, handwerklich hervorragend umgesetzte Lösung zeigt deutliche Anklänge an die Ästhetik der fünfziger Jahre und verweist auf diese Weise subtil auf die Zeit, als sich der Ku´damm nach der Teilung der Stadt zum neuen Zentrum West-Berlins entwickelte.

Um ein homogenes Fassadenbild zu erzielen, umhüllt die Vorhangfassade nicht nur den eigentlichen Hotelbereich, sondern auch ein angeschlossenes Parkhaus (Bauherr dieses Objektes ist die Berliner Parking Partner GmbH). In Längsrichtung wird die Fassade in regelmäßigen Abständen durch vertikale Fensterachsen unterteilt. Ein raffiniertes Detail zeigt dabei die Ostfassade des Gebäudes, wo sich die Abstände der Fensterachsen sukzessive von rechts nach links verengen. Bei einem flachen Betrachtungswinkel führt dies zu einer Überhöhung der Fluchtwirkung und so zu einer scheinbaren Streckung der Fassade.

Galsierte Röben Klinker in Weiß, Rot und Türkis
Als Partner für die Fertigung der höchst komplexen Fassade wurde der Röben Planungs-Service hinzugezogen, der mit den Röben Klinker- und Fertigteil-Werken die aufwändige Produktion der verschiedenen Klinker und Fertigteilelemente begleitete. Als große Herausforderung erwies sich dabei die markante Farbgebung der Fassaden: Als Grundfarbe für sämtliche Flächen hatte sich Benedict Tonon für Klinker in den vier Grautönen „licht“, „hell“, „mittel“ und „dunkel“ entschieden - Sonderfarben, die speziell für dieses Objekt gefertigt wurden. Dazu wählte er als besondere Gestaltungsnote glasierte Klinker in Weiß, Rot sowie Türkisblau; letztere im selben Farbton, wie er sich im Logo des „Motel One“ findet.

Basis waren die Farbtafeln des Schwedischen NaturalColorSystems, dessen Farben die Röben-Keramiker präzise treffen konnten. Während Glasuren bei Röben sonst jedoch in der Regel auf einen weißen Scherben aufgebracht werden, schwebte dem Architekt bei der Planung ganz bewusst ein roter Scherben als Trägermaterial vor, um so eine besondere Tiefe der Struktur zu erreichen. Eine zusätzliche Herausforderung für die Produktion.

Ziegel von Hand modelliert
Da die Fassade außerdem zahlreiche Vorsprünge und Winkel vorsah, mussten im Röben-Werk entsprechende Ziegel von Hand modelliert werden. Die Formsteine wurden anschließend mit den Verblendern der jeweils gleichen Farbsortierung gemeinsam gebrannt. Die Anzahl der auf diese Weise jeweils gefertigten Formsteine variierte zwischen fünf und fünfhundert Stück. Viele dieser Formziegel wurden anschließend in Fertigteilen verwendet, die dann auf der Baustelle zeitgleich mit den jeweils passenden Klinkern verarbeitet werden mussten. Mit weit reichenden Konsequenzen für den gesamten Bauablauf.

Optimierte Logistik

Denn während die Produktion individueller Ziegel in unterschiedlichen Farben und deren Lieferung „just in time“ gewöhnlich kein Problem ist, mussten hier auch zahlreiche Fertigteile integriert werden. Die eigentliche Herausforderung für die bauausführende Firma Hermann Kirchner war daher weniger die Arbeit der Maurer, sondern vielmehr die Logistik auf der Baustelle - angefangen von den umfangreichen Abstimmungen im Vorfeld über die exakte Montageplanung bis hin zur termingenauen Koordinierung von Produktion und Lieferung der speziellen Form- und Fertigteile. Aufgrund der optimalen Zusammenarbeit zwischen dem Architekturbüro, den ausführenden Baufirmen sowie der Röben-Produktion und dem Planungs-Service konnten sämtliche Schritte jedoch reibungsfrei bewältigt werden.

Erst gemauert, dann die Fertigteile
Damit der richtige Stein und das richtige Fertigteil auch rechtzeitig geliefert und an der vorgesehenen Stelle eingebaut werden konnte, wurden dabei sämtliche Steine im Werk nummeriert und Formteile, die nur in kleinen Stückzahlen angefertigt wurden, auf kleinen Paletten einzeln verpackt.

Die Hinterkonstruktion des Gebäudes wurde in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Nachdem der gesamte Rohbau inklusive der eingebauten Fenster komplett fertig gestellt war, wurde mit der Errichtung der Klinkerfassade begonnen, die komplett auf Konsolen gemauert wurde. Erst anschließend wurden die aufwändigen Fertigbauteile montiert. Ein schönes Detail sind dabei die vorspringenden, als Fertigteile gelieferten Gesimsbänder in drei Schichten, die sich nahtlos in die Fassade einfügen.

Geforderte Maßarbeit
Um sämtliche Fassadenflächen nach den Vorgaben ausführen zu können, erhielten die Maurer für jedes Feld eine exakte Zeichnung mit dem Schichtmaß und der Position der jeweiligen Klinker, die dann ausschnittweise kopiert als Vorlage an die Fassade geklebt wurde. Ebenso standen auch den Mitarbeitern im Röben Fertigteil-Werk exakte Produktionszeichnungen des Planungs-Services zur Verfügung, auf denen jeder Stein einzeln aufgeführt war. Wie bei einem Puzzle wurden dort die Riemchen nach genauen Vorgaben im Negativ-Verfahren in die Schalung gelegt. Insgesamt wurden auf diese Weise über 250 unterschiedliche Fertigteile im Gebäude verarbeitet - darunter Gesimsbänder, Fensterbänke, Mauerwerks- und Pfeilerabdeckungen sowie riesige Deckenplatten mit bis zu drei Sichtflächen, die auf der Baustelle unter die Betondecken montiert wurden.

Trotz der großen Herausforderungen auf der Baustelle konnte das Motel-One letztlich innerhalb des ausgesprochen engen Zeitrahmens fertig gestellt und bezogen werden. Den Gästen ist es recht. Sie freuen sich allerdings ganz einfach über die ideale Lage des Neubaus. Mittendrin zwischen Kranzlereck, Bahnhof Zoo und dem Theater des Westens.

Planung: Architekturbüro Benedict Tonon, Berlin