Mutiger Kontrast - Stadthaus in Brüssel

Photo © Röben/André Nullens

In der Brüsseler Vorstadt Schaerbeek hat das Büro metamorphOse eine bestehende Doppelhaushälfte umfassend saniert und durch eine Aufstockung neu gegliedert. Ein Blickfang ist die rhythmisch strukturierte Klinkerfassade mit ihren diagonal im Fischgrätverband verlegten weißen Röben Keramik-Klinkerriemchen OSLO perlweiß.

Die 130.000 Einwohner zählende, nördlich ans Brüsseler Stadtzentrum angrenzende Gemeinde Schaerbeek ist bekannt für ihr multikulturelles Flair sowie für ihre zahlreichen Villen aus der Zeit des Jugendstils. Charakteristisch sind außerdem die heterogen bebauten Stadthauszeilen mit drei- bis viergeschossig ausgebildeten Wohngebäuden unterschiedlichen Alters. Ein gutes Beispiel dafür ist die Rue Fernand Séverin, in der zuletzt der rechte Teil eines Doppelhauses aus dem 19. Jahrhundert umfassend modernisiert und erweitert worden ist. Der unverändert gebliebene linke Teil des Doppelhauses ermöglicht dabei einen direkten Vergleich zwischen vorher und nachher.

 

Ausgangspunkt für die Planung war der Wunsch der Bauherrenfamilie, das bestehende traufständige Haus großzügig zu öffnen und aufzustocken. In enger Kooperation mit dem hinzugezogenen Büro metamorphOse aus dem nahe gelegenen Ixelles entstand die Idee, das lediglich 2,15 Meter hohe zweite Obergeschoss des Hauses sowie das darüber liegende, bislang kaum nutzbare Satteldachgeschoss komplett abzubrechen und beide durch zwei Vollgeschosse zu ersetzen: „Die Aufstockung war in diesem Fall problemlos möglich, weil der backsteinrot verklinkerte Nachbarbau ebenfalls vier Vollgeschosse aufweist und dessen bestehende, jetzt nicht mehr sichtbare Giebelseite des Hauses ohnehin komplett geschlossen war“, erklärt Projektarchitektin Céline Hautfenne. „Im Gegenzug konnte ein später hinzugefügter, rückseitiger Anbau komplett abgebrochen werden, so dass der zweiseitig von hohen Blendgiebeln eingefasste Innenhof des Hauses jetzt deutlich mehr Raum und Licht erhält.“

 

Die Fassade des Altbaus wurde als modern detaillierte weiße Riemchenfassade komplett neu gestaltet und durch große, schwarz eingefasste Fenster geöffnet. Die klug platzierten Fenster betonen die abstrakte Modernität des Entwurfs und sorgen für deutlich mehr Lichteinfall im Haus. Noch offener präsentiert sich die Innenhofansicht des Hauses, die durch eine zweigeschossige Glasfront eine komplett andere Anmutung erhalten hat. Im dahinterliegenden Innenraum haben die Planer geschossübergreifend einen offenen Luftraum geschaffen, der viel Tageslichteinfall in den beiden unteren Wohnebenen ermöglicht und der unter anderem auch das offene Treppenhaus integriert. Im zweiten Obergeschoss befinden sich zwei Kinderzimmer, im oberen Geschoss haben die Planer eine Elternsuite untergebracht. In sämtlichen Räumen haben die Planer bestehende Elemente wie die weiß gestrichene, alte Holztreppe oder altes Mauerwerk mit modernen Details und bewusst roh belassenen Materialien wie Dämmziegeln oder OSB-Platten kombiniert.

 

Diagonal verlegter Fischgrätverband

Große Sorgfalt legten die Planer auch auf die Gestaltung und Detaillierung der weißen Riemchenfassade, die in ihrer Materialität und Farbgebung einen gelungenen Übergang zwischen der hellen Putzfassade zur Linken und der backsteinroten Fassade des Nachbargebäudes zur Rechten ermöglicht. Das dabei umgesetzte Fischgrätmuster mit wechselweise diagonal auf- und absteigenden Riemchen sorgt optisch für einen leicht flimmernden Effekt, der die reduziert-moderne Ausstrahlung des Hauses unterstreicht. Verstärkt wird der Effekt durch eine weißgraue Verfugung, die gleichzeitig den Mauerwerkscharakter der Fassade betont.

 

Bei der Suche nach einem geeigneten Material fiel die Wahl auf 14 mm starke Röben Keramik-Klinkerriemchen OSLO perlweiß glatt im 240 x 52 Millimeter großen Dünnformat. Sie wurden als abschließende Schicht auf ein Wärmedämmverbundsystem mit 18 mm Dämmung aufgebracht. „Die Steine haben uns nicht nur aufgrund ihrer abstrakten Oberfläche, sondern auch mit ihrer hohen Widerstandsfähigkeit überzeugt“, begründet Projektarchitektin Céline Hautfenne die Materialwahl. Denn durch ihre geringe Wasseraufnahme wird der Schmutz, der sich in der Großstadt überall absetzt, vom nächsten Regen einfach wieder abgewaschen. Damit bleibt die freundliche Ausstrahlung des Hauses dauerhaft erhalten.

 

Planung: metamorphOse, Ixelles (BE)

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