Phönix aus der Asche – Science and Technology Centre in Ostrau (CZ)

Photo © Röben

Auf dem Gelände des ehemaligen, am Rande der mährischen Stadt Ostrau (Ostrava) gelegenen Stahl- und Kohlewerks Dolní oblast Vítkovice (DOV) wurde das Wissenschafts- und Technologiemuseum „Welt der Technik“ neu eröffnet. Klinkerfassade: Röben ADELAIDE burgund.

 

Auf einer Fläche von rund 4.200 Quadratmetern zeigt es verschiedene Ausstellungen und beherbergt außerdem ein großes Auditorium. Ein beeindruckendes Gebäude aus verspiegeltem Glas und Klinker.

Lange Zeit zählte DOV zu den größten Industriebetrieben in Tschechien. In dem ersten Kokshochofen im einstigen Österreich-Ungarn wurde seit 1828 170 Jahre lang Stahl produziert. Nach der Stilllegung der Anlage 1998 lag das Areal zunächst brach. Inzwischen ist das nationale Industriedenkmal jedoch öffentlich zugänglich und soll in den kommenden Jahren weiter an die Stadt angebunden werden. Darüber hinaus dienen die Hochöfen und Fördertürme als imposante Kulisse für das größte Musikfestival des Landes.

Gerundete „Ecke“
Mit der Planung des Museumsneubaus war der renommierte Prager Architekt Josef Pleskot beauftragt worden, der zuvor auch schon den direkt angrenzenden ehemaligen Gasometer des Stahlwerkes in die Multifunktionshalle GONG umgewandelt hatte. Ausgehend von der Lage des Grundstücks am östlichen Rand des ehemaligen Stahlwerks entwickelte der Architekt einen modern detaillierten viergeschossigen Bau mit einem im Prinzip dreieckigen Grundriss. Dessen nach Osten und Süden weisenden Fassaden oberhalb eines aufgeständerten Stahlbetonsockels wurde dabei als rund geschwungenes, rund 160 Meter breites Klinkermauerwerk ausgebildet. Betont wird die imposante Rundung der weitgehend geschlossenen Front durch drei langgestreckte horizontale, rund 70 Meter breite Fensterbänder, deren Verglasung aus Profilbauglas den industriellen Charakter des Standortes betont.

Einen gänzlich anderen Eindruck bietet der Neubau in Richtung Nordwesten. Oberhalb des hier als Besucherplattform zugänglichen Stahlbetonsockels trifft der Blick auf eine großflächige Spiegelglasfassade, die auf einer Breite von 125 Meter und einer Höhe von 12,5 Metern ein beeindruckendes Spiegelbild der alten Industrieanlagen bereithält. Hinter der riesigen Glasfront stehen den Besuchern im Innenraum zwei lichtdurchflutete und offen miteinander verbundene Ausstellungsebenen sowie ein weitgehend geschlossenes, einzig über Oberlichter belichtetes Auditorium mit linsenförmigem Grundriss zur Verfügung. Die grandiose Aussicht auf den historischen Standort ist dabei inklusive.

Alter Backstein und spiegelndes Glas
Die gerundete Klinkerfassade nach Südosten wurde als zweischalige Wand mit einer innenliegenden Dämmung aus Mineralwolle errichtet. Bei der Suche nach einem widerstandsfähigen und optisch hochwertigen Stein für die Außenschale fiel die Wahl der Architekten auf den RÖBEN Klinker ADELAIDE burgund im großen Normalformat. Der Stein wird im 200 Kilometer entfernt gelegenen polnischen Röben-Werk Neumarkt bei Breslau gefertigt.

Mit seiner charaktervollen Farbgebung und seiner leicht schimmernden Oberfläche schafft er eine Verbindung mit den direkt angrenzenden alten Industriehallen aus Backstein und betont gleichzeitig die klare Architektur und den modernen Charakter des neuen Wissenschafts- und Technologiemuseums: „Dieser respektvolle und harmonische Übergang zu den bestehenden Industriegebäuden aus Backstein war uns ganz wichtig“, erklärt Architekt  Josef Pleskot. „Deshalb haben wir einen dunkleren Stein gewählt, der den Bestand optisch nicht stört, der sich andererseits aber ausreichend vom Bestand unterschiedet, um dem Gebäude eine eigene Identität zu geben.“

Schimmernde Klinkerfassade
Darüber hinaus sorgt das bewegte Farbspiel der Klinker dafür, dass die große Fassadenfläche an keiner Stelle monoton wirkt, sondern dass sich je nach Sonnenstand und Blickwinkel ganz unterschiedliche Reflektionen sowie verschiedene Licht- und Schattenwirkungen ergeben. Betont wird der hochwertige Eindruck durch eine Ausbildung der Mauerwerksflächen im Wilden Verband sowie durch die Wahl von dunklen Fugen, die dadurch zurücktreten, den Stein optisch betonen und so die Fassade als geradezu metallische Textur erscheinen lassen.

Im Zusammenspiel mit den mächtigen Hochöfen und Fördertürmen ist so ein kraftvolles Bild für die weitere Entwicklung und Revitalisierung des einst so bedeutenden Industriestandortes entstanden. Entsprechend positiv bewertete auch die Jury der international bedeutsamen Prager Baumesse „FOR ARCH“ das Projekt: 2014 wurde Josef Pleskot aufgrund des Entwurfes als „Tschechiens Architekt des Jahres“ ausgezeichnet.
 

 

 

Planung: AP ATELIER, Josef Pleskot, Prag

Fotos:

Klinker Centrum s.r.o., CZ

Lukas Kabon, Ostrava/CZ