Weinheim: Vileda-Zentrale mit Nachhaltigkeitssiegel
Photo © RöbenAusgehend von der Vorgabe, ein Ressourcen schonendes, umweltverträgliches und ökonomisches Gebäude zu errichten, entwickelten die Planer für den neuen Hauptsitz der Freudenberg Haushaltsprodukte KG einen dreigeschossigen Neubau mit einer betont modernen Außenhülle aus Glas und roten Röben Klinkerriemchen. Das Gebäude erhielt das DGNB-Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in Silber.
Der zur Unternehmensgruppe Freudenberg gehörende Konzern umfasst mehrere getrennt voneinander agierende Geschäftszweige – darunter auch die Vileda GmbH mit ihrer europaweit führenden Marke im Bereich Haushaltsreinigung. Bislang waren die einzelnen Unternehmensbereiche an unterschiedlichen Standorten in Weinheim und Mannheim angesiedelt. Im Neubau arbeiten die rund 200 Mitarbeiter des Konzerns jetzt auf einer Fläche von 6700 Quadratmetern unter einem Dach zusammen.
Für eine hochwertige architektonische Umsetzung ihres neuen Firmensitzes hatte das Unternehmen im Vorfeld der Planung einen beschränkten Wettbewerb durchgeführt, den das Architekturbüro BAURCONSULT aus Haßfurt für sich entschieden hatte. Ausgehend von der Vorgabe des Bauherren, ein Ressourcen schonendes, umweltverträgliches und ökonomisches Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Werksgelände der Unternehmensgruppe zu errichten, entwickelten die Planer einen dreigeschossigen Neubau mit einer betont modernen Außenhülle aus Glas und roten Klinkern.
Um eine optimale Lösung für Tageslichteinfall, Raumprogramm, Größe, Erschließung und städtebauliches Kontext zu erreichen, wurde der Neubau mit einem V-förmigen Grundriss geplant. Im Innenbereich zwischen den beiden schmalen Gebäudeflügeln integrierte das Planungsteam um Architekt Peter Kuhn ein transparentes Atrium mit Zugang zu einem japanischen Patio-Garten und einer Zen-Terrasse. „Das gläserne Foyer schafft nicht nur einen repräsentativen Zugang zum Gebäude, sondern ermöglicht gleichzeitig einen fließenden Übergang zu den nördlich angrenzenden Grünflächen und eine gelungene städtebauliche Anbindung an das bestehende Werksgelände“, so Kuhn.
Sämtliche Büroflächen des Gebäudes sind in den beiden Obergeschossen angesiedelt. Ein von den Innenarchitekten Andernach + Partner entwickeltes intelligentes Bürokonzept und das durchgehende Raster von 1.35 Metern ermöglichen dabei eine maximale Flexibilität bei Ausbau und Möblierung sowie einer späteren Erweiterung. Die Konferenz- und Schulungsräume des Unternehmens sowie Nebenfunktionen wie Lager, Teeküche oder Fitnessraum wurden abweichend im weit ausladenden südlichen Teil des Erdgeschosses angesiedelt, wo der Neubau entsprechend der leicht ansteigenden Topografie in den Hang gebaut wurde.
Markanter Blickfang des Gebäudes ist seine elegant detaillierte Außenhülle aus Glas und roten Keramik-Riemchen, die sich abwechselnd in lang gestreckten horizontalen Bändern um die Fassade wickeln. Um einen hochwertigen Fassadeneindruck zu erreichen, kamen 77.000 Röben Klinker-Riemchen Westerwald bunt-glatt im schmalen DF-Format von 240 x 52 x 14 Millimeter zum Einsatz. Der durchgehend im Läuferverband geklebte und hell verfugte Klinker betont mit seiner freundlichen Ausstrahlung den modernen und offenen Charakter des Gebäudes und schafft gleichzeitig einen schönen Bezug zu dem hier in der Region weit verbreiteten roten Sandstein, der unter anderem beim Bau des Heidelberger Schlosses verwendet wurde. Zusätzlich differenziert wird das Fassadenbild des Neubaus durch die Integration schmaler Oberlichter. Die Glasfugen ermöglichen eine indirekte Beleuchtung der Innendecken in den beiden Bürogeschossen und schaffen gleichzeitig einen rhythmischen Wechsel von unterschiedlich breiten Fassadenbändern, der das kontrastreiche Spiel von Schwere und Leichtigkeit zusätzlich betont.
„Die Entscheidung für die Klinkerriemchen haben wir aus zwei Gründen getroffen“, berichten die Architekten. „Zunächst wollten wir bereits in der Wettbewerbsphase den Klinker als Außenmaterial einsetzen, um den städtebaulichen und architektonischen Bezug zu den umliegenden Werksgebäuden der Firma Freudenberg aus dem 19. und 20. Jahrhundert herzustellen. Zudem ist das Material aufgrund seiner wertigen Oberfläche auch in punkto Nachhaltigkeit gegenüber Wärmedämmverbundsystemen mit Putzoberflächen wesentlich besser zu bewerten – die Fassade muss nicht mehr nachgestrichen werden und behält über die Lebenszeit ihre Farbigkeit. Bei der konstruktiven Umsetzung haben wir die Wahl für die Riemchen anstelle eines Vollsteins getroffen, da aufgrund der sehr hohen Dämmstärken von 240 Millimetern eine Vormauerung oder vorgesetzte Fertigteilelemente mit eingelegten Riemchen nicht mehr wirtschaftlich herstellbar wären.“
Die Fassade des Neubaus überzeugt aber nicht nur in optischer und wirtschaftlicher Hinsicht, sondern trägt durch ihren hochwertigen Dämmschutz auch zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei. Im Zusammenspiel einer intelligenten Gebäudetechnik, einer innovativen Baukernaktivierung sowie die Nutzung von Fernwärme gelang es den Energieplanern von EGS plan sogar, den jährlichen Energiebedarf des Gebäudes auf unter 100 Kilowatt je Quadratmeter zu senken. So erhielt das Büro daher das erstmals verliehene Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen in Silber. Das Gütesiegel wird gemeinsam vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) vergeben. Es bewertet alle Aspekte des nachhaltigen Bauens: Dazu zählen ökologische, ökonomische und soziokulturelle Faktoren, aber auch technische Qualität, Prozess- und Standortqualität. „Die Auszeichnung hat uns natürlich sehr gefreut“, so Architekt Peter Kuhn. „Die Zertifizierung war gar nicht das eigentliche Ziel. Deshalb ist es umso schöner, dass uns mit dem Gebäude ein Vorbild für nachhaltiges Bauen in Deutschland gelungen ist.“
Planung: BAURCONSULT Architekten + Ingenieure, Haßfurt