Unüberwindbarer Backstein – Forensische Stationen in Wiesloch
Photo © Röben/Anastasia HerrmannDas Psychiatrische Zentrum Nordbaden in Wiesloch bei Heidelberg bietet psychotherapeutische, psychosomatische und psychologische Behandlungen für unterschiedlichste Patientengruppen an. Zuletzt ist die Einrichtung durch drei neue Forensische Stationen für den Maßregelvollzug erweitert worden.
Der vom Büro Köppen Rumetsch Architekten aus Nürnberg mit rotbraunen Handstrichziegeln gestaltete Neubau fügt die drei Stationen in einem zusammenhängenden, entsprechend dem abschüssigen Gelände abgetreppten Gebäuderiegel zusammen und fasst dabei eine Parkfläche im Kern der Anlage ein. Komplettiert wird der doppelgeschossige Entwurf durch eine anderthalbgeschossige Außenmauer aus Betonsteelen, die den gesicherten Bereich umschließt. Einzelne Abschnitte der verklinkerten Obergeschosse ragen dabei jeweils über der Mauer in den Außenraum vor.
Eigenständiges Material
Im Inneren des Neubaus stehen auf einer Fläche von 6.400 Quadratmetern Therapie und Freizeiträume, medizinische Behandlungszentren sowie Wohn- und Essbereiche für insgesamt 77 Patienten zur Verfügung. Zusätzlich integriert der Gebäudekörper verschiedene Außenflächen wie einen Gartenhof, einen Wandelhof sowie mehrere Innenhöfe mit unterschiedlichen Sicherheitsstufen.
Bei der Suche nach einem geeigneten Stein für die Außenmauern fiel die Wahl der Architekten auf den Röben Handstrichziegel WIESMOOR kohle-bunt im Normalformat. Um die Rustikalität der Fassade weiter zu steigern, wurde ein Teil der Steine mit der Rückseite nach vorne vermauert - als sogenannte "Fußsortierung", bei der man die Spuren des Herstellungsprozesses erkennen kann. Der Stein unterstreicht die Eigenständigkeit des erdigen Materials „Ziegel“ in dieser modernen Architektur und bildet einen optischen Kontrast zum vom Beton geprägten Gesamtkomplex. Gleichzeitig vermittelt er zwischen dem Neubau und den historischen Backsteingebäuden des bestehenden Teils des Psychiatrischen Zentrums.
BDA-Architekturpreis
Die Ausbildung der Mauerwerksflächen im Wilden Verband sorgt dabei für einen lebendigen Eindruck der großen, von vergitterten Fenstern unterbrochenen Mauerwerksflächen. Ein besonderes Detail des Entwurfes sind die als gereihte Backsteinsäulen gestalteten Außenmauern im Bereich des Wandelhofes und des Innenhofes, die den Insassen bei maximaler Sicherheit einen größtmöglichen Ausblick nach außen ermöglichen. Auch die Klinkerlamellen in den Rahmen vor den Fenstern stellten eine besondere Herausforderung dar: Einerseits sollten sie ein Öffnen der Fenster erlauben, andererseits aber auch die Sicherheit gewährleisten.
Aufgrund seiner hohen architektonischen Qualität wurde der Neubau inzwischen mit der Hugo-Häring-Auszeichnung des BDA Heidelberg bedacht.
Planung: Köppen Rumetsch Architekten, Nürnberg
Fotos: Anastasia Herrmann, Berlin