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Sozialer Wohnungsbau Deluxe – Wohn- und Geschäftsgebäude in Bremen

Foto © Röben/Enno Friedrich

Mit dem Projekt „Hafenpassage“ in der Bremer Überseestadt wurde eindrucksvoll der Beweis erbracht, dass auch Sozialer Wohnungsbau durchaus hochwertig gestaltet sein kann. Planung: Hilmes Lamprecht Architekten. Klinker: Röben MOORBRAND lehm-bunt.

Die Bremer Überseestadt zählt zu den größten Stadtentwicklungsprojekten in Europa. Wo einst Schiffe anlegten und Stückgut verladen wurde, entsteht seit Anfang der 2000er Jahre auf einer Fläche von rund 300 Hektar ein durchmischter Stadtteil mit einem vielfältigen Nutzungsmix aus Dienstleistung, Bürobetrieb, Gewerbe, Hafenwirtschaft und Logistik, Freizeit, Kultur und Wohnen.

 

Auf Höhe des Europahafens, an der Kreuzung von Konsul-Smidt-Straße und Überseetor gelegen, trifft der Blick seit kurzem auf das sechs- bis siebengeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude „Hafenpassage“. Das Projekt wurde durch die Justus Grosse Projektentwicklung gemeinsam mit der zu knapp drei Vierteln dem Land Bremen gehörenden kommunalen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA nach Plänen des vor Ort ansässigen Büros Hilmes Lamprecht Architekten umgesetzt. Es setzt sich zusammen aus zwei winkelförmigen Backsteinvolumen, die in offener Anordnung einen begrünten Innenhof umschießen. Das Erdgeschoss wird durch Gastronomie- und Gewerbeflächen sowie eine 800 Quadratmeter große Kita belebt, auf den oberen Ebenen stehen 203 Wohnungen mit Flächen zwischen 47 und 96 Quadratmetern zur Verfügung. Komplettiert wird das Projekt durch eine Tiefgarage mit 130 Stellplätzen und barrierefreier Anbindung an sämtliche Geschosse.

 

Ausgehend von dem großmaßstäblichen Kontext haben sich die Planer für eine massive Bauweise mit bewusst urbanem Charakter entschieden, die auf den ersten Blick die markanten Speichergebäude, aber auch die verschiedenen Neubauten in der Umgebung aufgreift. Prägend sind die freundlich-warmen Backsteinfassaden, die durch unterschiedlich große Öffnungen sowie durch tief zurückliegende Loggien und verglaste Erker eine überraschende Plastizität erhalten haben. Zusätzlich belebt wird die Architektur durch die intelligente Baukörperanordnung mit teilweise durchgehendem Erdgeschoss sowie durch die Integration eines zusätzlichen Staffelgeschosses zur Konsul-Smidt-Straße nach Südwesten.

 

Neben 54 frei finanzierten Einheiten wurden 149 der Wohnungen als öffentlich geförderte Einheiten realisiert, um so eine soziale Durchmischung im neuen Stadtteil zu schaffen und unterschiedlichsten Mieterschichten ein Leben in der Überseestadt zu ermöglichen. Trotz der günstigen Kaltmiete der öffentlich geförderten Wohnungen von 6,70 Euro je Quadratmeter überzeugt das Projekt nicht nur in architektonischer Hinsicht, sondern die Wohnungen entsprechen auch höchsten energetischen Standards und verfügen außerdem über eine gehobene Innenausstattung: „Für uns ist war es natürlich eine große Herausforderung, die Anforderungen des Sozialen Wohnungsbaus mit den entsprechenden energetischen Standards wirtschaftlich umzusetzen“, berichtet Architekt Hans Jürgen Hilmes. „Dabei konnten wir auch auf den Erfahrungen bei dem direkt nebenan von uns 2016 realisierten Projekt 'Marcuskaje' aufbauen, das ebenfalls 150 Sozialwohnungen bereitstellt.“

 

Eine wichtige Rolle für das Konzept spielte die Umsetzung einer langlebigen Architektur, die dauerhaft geringe Unterhaltungskosten sicherstellt. In enger Absprache zwischen allen Beteiligten kam schließlich der Röben Handform-Verblender MOORBRAND lehm-bunt zum Einsatz: „Der Stein hat uns vor allem durch seine raue und warme Oberfläche überzeugt“, erklärt Hans Jürgen Hilmes. „Und da wir bereits beim Projekt 'Marcuskaje' gute Erfahrungen mit Steinen von Röben gemacht haben, waren wir uns von Anfang an sicher, auch dieses Mal ein gutes Ergebnis zu erzielen.“

 

Die im Wilden Verband vermauerten und dabei hellgrau verfugten NF Handformverblender betonen den heiteren Charakter der Architektur und schaffen gleichzeitig einen schönen Kontrast zu den anthrazitfarbenen Fenster- und Brüstungsrahmen, aber auch zu den strahlend weißen Fassaden des Nachbarbaus. Den Verantwortlichen ist damit ein eindrucksvoller Beleg dafür gelungen, dass es durchaus möglich ist, hochwertige Architektur unter den Bedingungen des Sozialen Wohnungsbaus zu realisieren.

 

 

Planung: Hilmes Lamprecht Architekten BDA, Bremen