Klinker
Klinkerriemchen
WASSERSTRICH
buntgeflammt

Winsum: Weite Aussicht über´s flache Land

Foto © Röben

Das dreigeschossige Einfamilienhaus zitiert mit seiner streng geometrischen, plastischen Form die Niederländische Moderne und die Klinkerarchitektur der berühmten Amsterdamer Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Im Norden die Küste, im Süden die Stadt: Durch ihre attraktive Lage zwischen der Nordsee und der Stadt Groningen, die beide jeweils nur rund 15 Kilometer entfernt liegen, gehört die kleine westfriesische Gemeinde Winsum zu den bevorzugten Wohnlagen im Norden der Niederlande. Um der großen Nachfrage an Häusern und Wohnungen nachzukommen, ist im Nordosten des 15.000 Einwohner zählenden Ortes in den vergangenen Jahren das Quartier "De Brake" neu entwickelt worden. Die in zwei Phasen errichtete, nach einer Burganlage aus dem 15. Jahrhundert benannte Siedlung umfasst rund 800 Häuser für etwa 2.000 Bewohner.

Klinkerarchitektur der berühmten Amsterdamer Schule
Das Quartier wurde dem mittelalterlichen Namensvorbild entsprechend in Form mehrerer künstlicher "Wohninseln" inmitten neu angelegter Wasserflächen geplant. Als architektonisches Leitbild wurde für sämtliche Häuser die Stilistik des niederländischen Siedlungsbaus der 1930er-Jahre festgelegt. Eines der interessantesten Projekte ist dabei das Einfamilienhaus an der Sien Jensemalaan, das der Architekt Bert Huitsing aus Drachten für die eigene vierköpfige Familie geplant hat. Der dreigeschossige, mit rotbraunen Backsteinen errichtete Neubau zitiert mit seiner streng geometrischen, plastischen Form ganz bewusst die Niederländische Moderne und die Klinkerarchitektur der berühmten Amsterdamer Schule zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die hier in Winsum vor allem durch Häuser des Architekten Egbert Reitsma (1892-1976) vertreten ist.

Anders als die ansonsten durchgehend mit Giebel- oder Walmdächern errichteten Häuser in der Nachbarschaft wurde der kantig geschnittene Neubau mit einem Flachdach ausgebildet. Durch die Verwendung der dunklen Handform-Verblender fügt er sich dennoch harmonisch in die umgebende Ziegelarchitektur ein. Die vertikale Gebäudeform im Zusammenspiel mit der wassernahen Lage des Quartiers ruft dabei schnell die Assoziation an eine modern interpretierte Burganlage hervor.

"Wir haben das Haus ganz bewusst mit drei Vollgeschossen geplant, um so die gewünschte Wohnfläche und den großen Garten nach Süden optimal auf der schmal zulaufenden Grundstücksfläche unterbringen zu können", begründet Bert Huitsing die Form des Neubaus. "Darüber hinaus können wir so vom Balkon im zweiten Stock die weite Aussicht über das flache Groninger Land genießen."

Großzügige Fensterfront in der Nordfassade
Einer der zentralen Gedanken bei der Grundrissgestaltung war die Schaffung eines offenen und hellen Raumgefüges im Erdgeschoss mit Wohnzimmer, Wohnküche und Spielbereich für die Kinder, die alle einen direkten Bezug zum Garten haben. Um gleichzeitig eine großflächige Fensterfront in die Nordfassade integrieren zu können, wurde der Eingangsbereich des Hauses auf der ansonsten fast geschlossenen Ostseite untergebracht. Im ersten Obergeschoss liegen ein zeitweise als Arbeitsbereich genutzter Flur, ein Badezimmer und ein Elternschlafzimmer mit Außenterrasse. Im zweiten Obergeschoss wurden zwei Kinderzimmer sowie ein kleiner Balkon nach Norden untergebracht. Zusätzliche Staufläche bietet ein mit Zedernholz verkleideter Schuppen im Garten.

Dem hohen Anspruch an die Architektur entsprechend setzte Bert Huisting auch bei der Wahl eines geeigneten Verblenders zur Ausbildung des zweischaligen Mauerwerks auf nachhaltige Qualität. Der Röben Handform-Verblender WASSERSTRICH buntgeflammt im NF-Format von 240x115x71 mm unterstützt die markante und individuelle Formensprache der Architektur und fügt den Bau harmonisch in die umgebende Bebauung ein. "Der Stein hat mich aufgrund der schönen warmen Farbe sofort überzeugt", so Bert Huitsing. "Besonders intensiv leuchtet er, wenn er nach dem Regen leicht feucht ist. Und das ist hier in Friesland natürlich recht häufig der Fall."

Um ein möglichst schlagregendichtes Mauerwerk zu erzielen und den handwerklichen Charakter des im Wilden Verband ausgebildeten Mauerwerks zu betonen, wurden die Steine in einem Arbeitsgang gemauert, dunkel verfugt und die Fugen dann anschließend mit einem Fugenkratzer tief ausgeschabt. Zusätzliche Plastizität erhält die Fassade durch die zurückliegenden dunkelblauen Fensterrahmen in Kombination mit anthrazitfarbenen Fensterbänken. Sämtliche Bereiche - mit Ausnahme der vorgefertigten Fensterstürze - wurden dabei rein konventionell gelöst. Weitere gelungene Details sind die durchgehenden Dehnungsfugen, die Zinkabdeckungen im Bereich der Dachterrasse und des Balkons sowie die in die extrastark gedämmte Hohlschicht zwischen Innen- und Außenwand eingearbeiteten Regenwasserabflüsse; als gezielte Maßnahme, um das homogene und handwerklich hochwertig ausgeführte Fassadenbild nicht zu stören und das Mauerwerk voll zur Geltung kommen zu lassen.

Architekt: Bert Huitsing bna, Drachten